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Nicht-ikonische Bilder Herrschaftskritische Perspektiven auf zeitgenössische Bildkulturen
Nicht-ikonische Bilder
Herrschaftskritische Perspektiven auf zeitgenössische Bildkulturen




Alessa K. Paluch

Transcript
EAN: 9783837661064 (ISBN: 3-8376-6106-7)
254 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Dezember, 2021, 12 SW-Abb., 4 Farbabb.

EUR 45,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Selfies, Pornografie, Celebrity Culture und Paparazzi-Fotografie - täglich nutzen wir Bilder und laden sie mit Bedeutung auf. Der Begriff »Nicht-ikonische Bilder« widmet sich diesen alltäglichen Bildpraxen aus einer herrschaftskritischen Perspektive heraus: Welchen Normen unterwerfen wir uns, wenn wir unsere komplexen Emotionen mit eindimensionalen Selfies ausdrücken? Wie wird Begehren geformt in einer nur auf den voyeuristischen Blick ausgerichteten Pornografie? Wessen Verhalten wird verhandelt, wenn wir uns schadenfroh an Paparazzi-Fotos erfreuen? Alessa K. Paluch untersucht, was künstlerische Auseinandersetzungen mit jenen Bildkomplexen über unsere visuelle Kultur aussagen.

Alessa K. Paluch, geb. 1981, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Kunstgeschichte an der Universität Greifswald mit dem Schwerpunkt Moderne und Zeitgenössische Kunst. Sie hat an der Freien Universität Berlin in Theaterwissenschaft promoviert und an der Universität Leipzig studiert. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf visueller Alltagskultur, künstlerischer Bildpraxis und Visual Literacy.
Rezension
Sowohl die deutschsprachige Bildwissenschaft als auch die insgesamt weniger am einzelnen Bild ausgerichteten, angloamerikanisch geprägten Visual Culture Studies beschäftigen sich vorrangig mit bedeutenden Bildern, die einen tiefen Eindruck hinterlassen. Die Bilder, die die eigentliche Bilderflut ausmachen – insbesondere die alltäglichen, weniger eindringlichen Bebilderungen von Nachrichten und Unterhaltungsmedien – kommen in diesen Überlegungen kaum vor. Dabei sind diese beiläufigen Bilder nicht minder einflussreich und bedeutend als solche, die allgemein als ikonisch anerkannt sind. "Nicht-ikonische Bilder" meinen zeitgenössische Bildkulturen jenseits der "hoch-kulturellen" Bildwelten, also die alltäglichen Weltwelten und Bildpraxen, also z.B. Selfies, Pornografie, Celebrity Culture und Paparazzi-Fotografie. Diesen Bildwelten wendet sich dieses Buch in "herrschaftskritischen Perspektiven" zu. In der Bildwissenschaft hingegen stehen oft singuläre, außergewöhnliche Bilder und deren ikonische Wirkungsweise im Mittelpunkt. Es gilt zu wissen, wie Bilder wirken. In der verstärkt visuell geprägten Gegenwartskultur ist es wichtig, die besonders starke Wirkung bestimmter Bilder, Bildarten und -komplexe zu benennen und deren Funktionsweise offenzulegen. Inwiefern Selfies, Pornografie oder Paparazzi-Fotos als Instrumente neoliberaler Gouvernementalität interpretiert werden können, kann man in diesem Buch nachlesen.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Visuelle Kultur, Gegenwartskunst, Herrschaftskritik, Bildtheorie, Alltagsbilder, Bildpraxis, Selfies, Pornografie, Celebrity Culture, Paparazzi, Fotografie, Bild, Kunst, Kultur, Bildwissenschaft, Kunstgeschichte, Kulturgeschichte, Kunsttheorie, Kunstwissenschaft

Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis 9

1 Einleitung 11

1.1 Ikonische und nicht-ikonische Bilder 11
1.2 Das kulturelle Bildrepertoire 14
1.3 Vorgehensweise 19
1.4 Erkenntnisinteresse 21

2 Eine kurze Kulturgeschichte bedeutender Bilder 25

2.1 Einleitung 25
2.1.1 Bedeutungsebenen des Ikonischen 25
2.1.2 Ikonisches im allgemeinen Sprachgebrauch 27
2.1.3 Religiöse Bilderfragen 28
2.2 Die christliche Bildauffassung 30
2.2.1 Von den christlichen Anfängen bis zur Neuzeit 30
2.2.2 Bedeutende Bilder in der Neuzeit 33
2.3 Exkurs: Paradigma Mona Lisa – Das berühmteste Bild der Welt 38
2.3.1 Warum ist die Mona Lisa so berühmt? 38
2.3.2 Der Kult um Leonardo 39
2.3.3 Institutionalisierung 41
2.3.4 Interpretationsspielraum 42
2.3.5 Politische und ideologische Unterstützung 43
2.3.6 Die Ausstellung als Ereignis 46
2.3.7 Wechselwirkungen von Hochkultur und Populärkultur 48
2.4 Das Zeitalter der Fotografie 50
2.4.1 Die bedeutendsten Bilder des 20. Jahrhunderts? 51
2.4.2 Die historisierenden Perspektiven 55
2.4.3 Die politisierende Perspektive 58

3 Die Bildpraxis nicht-ikonischer Bilder 65

3.1 Die Definition nicht-ikonischer Bilder 65
3.1.1 Was sind nicht-ikonische Bilder? 65
3.1.2 Nicht-ikonisch, nicht unikonisch 67
3.1.3 Nicht-ikonische Bilder als Mythos 68
3.1.4 Die vermeintliche Evidenz nicht-ikonischer Bilder 72
3.2 Nicht-Ikonische Bilder – Strategien der Kodifizierung von Normalität 75
3.2.1 Strategie der Unsichtbarmachung von Unterschieden 78
3.2.2 Strategie der Verharmlosung und Beschwichtigung 79
3.2.3 Strategie der Vermeidung von Reaktionen und Kritik 83
3.3 Die Praxis der nicht-ikonischen Bilder 85

4 Fallstudie 1: Die voyeuristische Lust an Paparazzifotos und Pornografie 89

4.1 Zu-Sehen-Geben 89
4.2 Doing Image 97
4.2.1 Pham Thai Ho: Kunst, Porno und Begehren 97
4.2.2 Tabloid Art History: Pop, Kunst und Begehren 111
4.3 Exkurs: Aby Warburgs Pathosformeln 127
4.4 Ideology at Work 132

5 Fallstudie 2: Das Selfie als Kulturtechnik 137

5.1 Zu-Sehen-Geben 137
5.2 Doing Image: Amalia Ulmans Performance Excellences & Perfections 149
5.3 Ideology at Work 168

6 Fallstudie 3: Die Filmbilder vom Plattenbau 177

6.1 Zu-Sehen-Geben 177
6.2 Doing Image 184
6.2.1 Die Legende von Paul und Paula 186
6.2.2 Halbe Treppe 193
6.2.3 Good Bye, Lenin! 198
6.2.4 Die Friseuse 204
6.2.5 Polizeiruf 110 Rostock »Und raus bist Du« 208
6.2.6 Wir sind jung. Wir sind stark 212
6.3 Ideology at Work 217

7 Resümee 225

7.1 Nicht-ikonische Bildkomplexe 225
7.2 Was sind nicht-ikonische Bilder? 229
7.3 Was machen nicht-ikonische Bilder mit uns und was machen wir mit ihnen? 230
7.4 Was konnte nicht beachtet werden? 233
7.5 Was bleibt zu tun? 238

Literaturangaben 241