Liebe Leserin, lieber Leser!
Anknüpfung von Glaubensmöglichkeiten in heutiger Lebenswirklichkeit suchen: Nicht nur nach meiner Einschätzung geben die Medien dafür reichlich Stoff und Futter her. Das vorliegende Heft setzt drei Akzente: Bücher (ja, die auch), Musik und vor allem die elektronischen Kommunikationsmedien. Thomas H. Böhm skizziert, dem Medientheoretiker Marshall McLuhan folgend, die strukturellen Veränderungen aller gesellschaftlichen und persönlichen Bereiche dadurch, dass und wie die (neuen) Medien in unser Leben eingreifen. Zentraler Satz: »Heute streben unsere Wissenschaften und Denkmethoden nicht auf einen Standpunkt zu, sondern sie suchen zu entdecken, wie man mit einem Standpunkt umgehen kann; ... die Methode des offenen >Feldes< und des schwebenden Urteils wird angestrebt.« In meinem Verständnis: Die Frage der Geltung von Inhalt verschiebt sich hin zur Zufälligkeit der Interaktion, zur Interaktion per se. Wie können Kirche, Tradition, inhaltsschwere Bedeutungskomponenten da noch dazwischenkommen? Böhm versucht darauf eine - durchaus positive - Antwort zu geben.
Wie aber alltägliche Lebenswelten im Unterricht einbringen und namhaft machen? Im Aufgreifen der immer schon mitlaufenden Medienerfahrung von Kindern und Jugendlichen sieht Manfred L. Pirner ein chancenreiches, noch wenig erschlossenes Aufgabenfeld. Ralf Heinrichs Beitrag über einen Chat zum Thema Beten macht das Prinzip der Verschränkung von Inhalt und Lebenswelt nochmals verschärft deutlich. In den miniaturhaften Aktionen, Meinungssplittern, Mosalksteinchen des vorgestellten Bildschirmgesprächs kommt dieser Unterricht atemberaubend hautnah an heutige Lebensgefühle und -stile heran. Ein ungeschminkter Fall von potenzialisierter Pluralität, ein Spiel mit Identitätskostümen, wenn das Wort erlaubt sei. Offene Fragen stellen sich für unser Lehr- und Lernverständnis, vor allem: Worin besteht die »bildende Kraft« solchen Lernens? - Langeweile ist in unserer Profession nicht angesagt.
Wilhelm Albrecht
Schriftleiter
Inhaltsverzeichnis
Batman &Co.: Über die religionspädagogische Bedeutung von Mediengeschichten
Manfred L. Pirner
Ein Plädoyer, die Medienerfahrungen von Kindern und Jugendlichen ernst zu nehmen.
Ein Netz, das trägt:
Was Kirche und Internet einander »zu sagen« haben (Link zum Artikel)
Thomas H. Böhm
Die Auswirkungen der neuen Medien auf die Strukturen von Gesellschaft - und auch von Kirche.
Vom Umgang mit Daten, Informationen und Wissen
Andreas Schnider
Welche Anforderungen stellt das Internet-Zeitalter an die Didaktik?
RU im Multimediaraum: Ein Chat zum Thema »Beten«
Ralf Heinrich
Ein religionspädagogischer Versuch mit einer 10. Klasse Gymnasium.
Religionsunterricht und Internet
Frank Wessel / Ralf-Peter Reimann
Möglichkeiten der neuen Medien einschließlich hilfreicher Adressen.
Wie Christen sich engagieren und organisieren: eine Internetrecherche
Alois Brinkkötter
Eine 8. Gesamtschulklasse informiert sich im Internet über christliche Hilfswerke.
Populäre Musik im Religionsunterricht: Böhse Onketz
Arthur Thömmes
Zu einer der erfolgreichsten und umstrittensten Bands der deutschen Musikszene.
Literaturbericht: Popmusik - Religion - Religionsunterricht
Manfred L. Pirner
Ein umfassender Überblick über die einschlägige Literatur der letzten zehn Jahre.
Ctip-Hits
Ilse Kögler
Eminem: »Stan«
gefunden und notiert
Gottesspuren
Wohin Bilder führen können
Mirjam Schambeck
Mit Strawinsky und Psalmversen Gotteserfahrungen nachspüren.
Ist Gott »crazy«?
Bruno Hessel
Nachdenken Gott und die Welt: der Jugendroman »Crazy «.
»Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen«
Karl Heinz König
Zu einem Bild aus der Reihe so genannter »Mauerbilder« von Peter Herkenrath.
Im Blickpunkt
Stefan Gärtner
Sexualerziehung in der kirchlichen Jugendarbeit: Ein Hearing
Literaturbericht
Dorothee Hölscher
Der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis 2001
Bücher
Impressum
Materialbrief RU2/2001
Pfingsten
Erarbeitet von Stefan Schwarzmüller
Materialien und Vorschläge für den RU in der Orientlerungsstufe