Feuerbach »scheint rational nicht widerlegbar zu sein und damit müssen wir leben lernen«. So kurz, so lapidar in einem Gespräch zum zentralen Stichwort dieses Heftes (vgl. 227). Auf die klare Schärfe der Refigionskritik fanden Christen lange Zeit keine rechte Antwort. Der religiöse »Himmel« schien eingestürzt, durchschaut als Wunschgebilde menschlicher Sehnsucht.
Wer dennoch am »Himmel« festhält, findet sich unweigerlich verstrickt ins mittelalterliche Weltbild: der Ort, die Sphäre, die statische Gegebenheit über uns. Wie sich befreien ohne nach blassesten Abstraktionen, nach verzweifelten Rationalismen zu greifen und ohne das Interesse der Hörerinnen und Hörer zu verlieren? Katecheten, Prediger, Glaubensvermittlerinnen wissen ein Lied davon zu singen. »Wie sage, ich's Kindern?« R. Radlbeck-Ossmann befasst sich mit dieser Nagelprobe. Der Themenschwerpunkt »Himmel«, den G. Lange zusammengetragen hat, versucht einen neuen Anlauf theologisch-praktischer Erkundungen in glaubensvermittelnder Absicht. Wenn argumentative Himmelsbeweise scheitern, wenn die »Abschaffung des Himmels« reinen Tisch gemacht hat, dann muss sich im existentiellen Haushalt der Menschen herausstellen, ob sie obdachlos leben können. Oder ob sich, gegen den Realität begrenzenden Strich, unabweisbare Vertrauenswinke und -anzeichen eines »Umgreifenden« melden. In den einschlägigen Beiträgen zum Thema (G. Fuchs, H. Vorgrimler) spüre ich frischen Wind aus einem theologisch gegründeten Sprechen, das biblische Quellen, spirituelle Einsichten unserer Glaubensgeschichte und theologische Perspektiven bündelt, um Anschluss zu finden an heutige Lebensinteressen und -bedürfnisse.
Weitere Beiträge geben Gelegenheit, unser Sprach-, Seh- und Ausdrucksvokabular anzureichern, und zwar via »Ausgriff« und via »Rückgriff«. G. Langenhorst lotet mit Beispielen zeitgenössischer Lyrik sprachliches Neulandaus. G. Lange führt in die Bildwelt und Hermeneutik des Mittelalters. Am Exempel der »Leiter«, Bild des Auf- und Herabstiegs, spielt er ein reizvolles, erneut zu entdeckendes Motiv durch, auf Himmelskurs zu kommen. Modernen Versionen der »Himmmelsleiter« spürt D. Denke nach. Nach den lähmenden Schlägen der Religionskritik scheint das uralte, kostbare Wort »Himmel« neuer Leuchtkraft fähig. Öffnen sich Wege nach vorne, die nachaufklärerisch beherzt katechetisch zu begehen wären?
Wilhelm Albrecht
Inhaltsverzeichnis
Himmel
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222 Codewort der Sehnsucht
Gotthard Fuchs
226 Die Bilder mit Bildern austreiben
Gotthard Fuchs und Günter Lange
231 Die vielen Möglichkeiten des Himmels
Herbert Vorgrimmler
232 Symbolfiebel: Himmel
236 Ich seh den Himmel offen
Georg Langenhorst
241 Himmelsträume im Wüstenmondlicht
Britta Benke
245 Himmelsleitern
Günter Lange
Kinder fragen
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254 Wie sieht es im Himmel aus?
Regina Radlbeck-Osmann
257 Die Erde im Kosmos
Gabriele Geiger-Stappel
267 Wie Kinder Gott zur Sprache bringen
Rainer Oberthür
273 Die Beziehungsqualität großer Fragen
Monika Jakobs
278 »Schüler-Theologie« und Gottesfragen
Günther Leyh
Zeitspuren
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284 Nur wer liebt, kann leben
Maria Behre
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220 Zoom: Kino - Religion:
Die Trueman Show
Matthias Wörther
223 Bildserie: Leitern(sowie 225, 242, 247, 248, 256, 261, 272,282, Heftumschlag und Editorial)
252 Hoffnungsbilder: zu hoch
Herbert Fendrich
250 Gefunden und notiert
286 Literaturbericht: Theologie und Naturwissenschaften
290 Bücher
218 Impressum. MitarbeiterInnen,
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Materialbrief RU 3/99
Endzeitfieber
Erarbeitet von Franz Wendel Nieh und Arthur Thömmes